Um es kurz zu machen: Der Blick aus Fulda in Richtung Westen wird sich massiv verändern. Unmittelbar an der Stadtgrenze bei Oberrode wird ein neuer Windpark errichtet werden. Bestehend aus 6 bis 10 Windkraftanlagen, jede über 200 m hoch.
Am heutigen Donnerstag, dem 22. September 2022, findet zwischen 17:00 und 20:00 Uhr im Lüderhaus (Wiesenweg 14, 36137 Großenlüder) eine Infoveranstaltung statt, bei der erstmals auch die Bürger zugelassen sind.
Bereits im Juli gab es eine ähnliche Veranstaltung, bei der allerdings nur Vertreter der Lokalpolitik aus Stadt und Landkreis Fulda eingeladen waren. Hier zeigte sich schon in der Einschätzung des Projektes ein deutlich wahrnehmbarer Bruch zwischen den „oberen“ und „unteren“ Rängen unserer Lokalpolitik. Während Ortsvorsteher und Ortsbeiräte der betroffenen und angrenzenden Gemeinden große Bedenken äußerten (u.a. Flächenverbrauch, Infraschall, Waldzerstörung, negative Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung, Bedenken wegen Tiefenstützfundamenten in Verbindung mit den Bergbauaktivitäten von K+S), appellierte ein Vertreter der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung:
„Lasst uns hier nicht jetzt schon streiten. Die Akzeptanz bei den Bürgern herzustellen wird uns noch genug Nerven kosten!“
Damit wäre wohl bereits alles gesagt. Offenbar wird jetzt nur noch nach einem Weg gesucht, den Bürgern ein bereits feststehendes Ergebnis über eine Art von kosmetischer Mitsprache-Simulation schmackhaft zu machen.
Interessant war auch der Umgang mit der Sorge eines Landwirtes, der befürchtet, einen Teil seiner Ackerflächen zu verlieren, wenn diese möglicherweise als Ausgleichsflächen für den Windpark herangezogen würden. Die Referentin des Projektträgers versicherte, daß dies nicht geschehen werde. Als der Landwirt dies schriftlich bestätigt haben wollte, erklärte diese, daß man eine solche Zusage schriftlich nicht geben werde.
Wir können daher allen Bürgern aus Stadt und Landkreis Fulda eine Teilnahme an der oben genannten Infoveranstaltung nur wärmstens empfehlen. Schließlich werden bis zu 10 der über 200 m hohen Windkraftanlagen nebst benötigter Infrastruktur, wie Stromleitungen und Umspannwerk, nicht nur Auswirkungen auf die nähere Umgebung in Großenlüder und dem Fuldaer Westen haben, sondern auch weithin bis zur Wasserkuppe sichtbar sein und somit auch den Tourismus in der Region tangieren.
In einer gemeinsamen Erklärung der Landesenergieagentur Hessen sowie der Gemeinde Großenlüder heißt es: „Energieknappheit und Energiewende sind die Themen dieser Zeit. Mehr Erneuerbare Energien zu erzeugen […] ist zeitgemäß. Mit dem Nebeneffekt, die Versorgungssicherheit zu verbessern und die Energieautarkie auszubauen.
Spätestens seit Ausbruch des Ukraine-Konflikts sollte doch nun wirklich jedem aufgefallen sein, welche Milchmädchenrechnung sich hinter dieser naiven Formel verbirgt:
Für jedes erzeugte Kilowatt „Flatterstrom“ müssen wir ein weiteres Kilowatt konventioneller Energieerzeugung als Reserve – also in erster Linie Erdgas – vorhalten. So entstehen teure Doppelstrukturen, die alleine wir Stromkunden zusammen mit den weiteren Subventionen für die Windpark-Investoren bezahlen müssen.
Kurz gesagt bedeutet jede neu Windkraftanlage eine Verschärfung dieser Probleme. Die Doppelstrukturen werden immer umfangreicher, der Strom immer teurer, die Stromversorgung immer unsicherer und unsere Abhängigkeit von den Rohstoffen und Energieträgern aus anderen Ländern – inklusive Krisengebiete – immer größer.