Liebe Bürger,
wenn überregionale Medien wie Focus Online [1] oder der TV-Sender RTL über einen Vorfall in Fulda berichten, dann muss wohl etwas gehaltvolles und gewichtiges von herausragender Bedeutung in der Barockstadt vorgefallen sein. Offensichtlich reichte es hier jedoch schon, dass eine Schulleiterin aus Fulda bei einem der Spaziergänge durch Fulda teilnahm.
Losgetreten hat diese Medienlawine meiner Meinung nach „Osthessen-News“, die hier auch als Inhalte-Lieferant zumindest für Focus Online auftraten. Dabei fällt es schwer, deren Berichterstattung als „neutral“ zu bezeichnen, schrieb doch schonmal ein Mitglied des linksextremen Vereins „Fulda stellt sich quer e.V.“ für dieses Nachrichtenportal.
Zur Pressefreiheit gehört natürlich auch, dass Medien gar nicht neutral sein müssen; zur Medienaufklärung gehört jedoch auch, die Absicht des Schreibers und seiner Redaktion zu hinterfragen, ja sogar durchschauen zu können.
Wenn aus Bürgern, die friedlich durch Fulda spazieren gehen, im Text von Osthessen-News auf einmal „mitmarschierende Teilnehmer“ [1] werden, frage ich mich, ob das Wort „Berichterstattung“ überhaupt passend für solche Beiträge ist. „Ganz linke Meinungsmache“ passt für mich viel besser.
Journalistisch auf einem ganz anderen Niveau arbeiten die Onlinemitbewerber. Sehnt sich Osthessen-News nach Konsequenzen für die Schulleiterin, wenn man schreibt „Im schlimmsten Fall muss die Schulleiterin aus Fulda mit einem Disziplinarverfahren oder sogar mit der Entfernung aus dem Staatsdienst rechnen.“ [1] schreibt die „Osthessen-Zeitung“ vollkommen wertfrei, dass die Vorwürfe gegen die Schulleiterin überhaupt nicht bestätigt sind und „Ein dienstliches Fehlverhalten nicht festzustellen war“ [2].
Auch „fuldainfo“ hat den notwendigen professionellen Abstand zu einer persönlichen Meinung der Redaktion und zu diesem Vorfall verschiedene Stellen und Politiker angeschrieben [3].
Meine Stellungnahme wurde ebenfalls veröffentlicht. Aus Platzgründen zwar nur in Teilen, allerdings inhaltlich unverfälscht, wofür ich mich bei der Redaktion bedanken möchte.
Folgend finden Sie mein komplettes Statement, wie ich es „fuldainfo“ gab:
Frage „fuldainfo“: Wie beurteilen Sie die Situation?
Lamely: Ich spreche mich klar gegen eine Kriminalisierung der Spaziergänger aus!
Da jeder zwar über die Spaziergänger spricht, aber kein Politiker mit ihnen, habe ich vergangenen Montag die “Fuldaer Spaziergänger Sprechstunde” abgehalten. Dabei riefen mich enttäuschte Bürger an, die einfach nicht wissen, wohin sich die Entscheidungsspirale der Administration entwickelt. Diese Menschen sind nur in einer Hinsicht extrem, nämlich extrem verunsichert!
Verständlich, denn im 2. Jahr der Corona-Maßnahmen haben wir mittlerweile einen immensen Berg an Auflagen zu erfüllen, wobei die Regelungen stetig zunehmen und dabei undurchschaubarer und bisweilen auch unlogischer werden.
Wir fordern daher eine Neuausrichtung in unserem “Plan B gegen Corona” ( https://afd-fulda.de/plan-b-gegen-corona/ ), der am 31. Januar ab 18 Uhr in der Stadtverordnetenversammlung im Maritim Hotel (Orangerie) zur Debatte und Abstimmung steht.
Wichtig in Zusammenhang mit den Spaziergängern ist mir immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Bürger freundlich und friedlich bleiben sollen, dann ist der Erfolg vorprogrammiert.
Frage „fuldainfo“: Hätte die Schulleiterin hier teilnehmen dürfen?
Lamely: Es ist sicherlich nicht unser Gesellschaftsziel, dass nur solche Lehrer unterrichten, die eine politisch gewünschte Meinung vertreten. Wichtig ist, dass sie diese Meinung nicht ihren Schülern aufzwingen, ganz egal, ob die Lehrkraft bei den “Montagsspaziergängern” oder bei “Fridays for Future” mitläuft.
So lange sich die Schulleiterin an den sog. “Beutelsbacher Konsens” im Unterricht hält, der die Grundlagen politischer Bildung festlegt, hat sie in ihrem Beruf nichts falsch gemacht und man sollte die Hetzjagd gegen sie unverzüglich beenden.
Zur Erklärung: Der Beutelsbacher Konsens umfasst ein Indoktrinationsverbot, wonach Lehrer Schülern nicht ihre Meinung aufzwingen, sondern die Schüler in die Lage versetzen sollen, sich mit Hilfe des Unterrichts eine eigene Meinung bilden zu können. Dies ist Zielsetzung der politischen Bildung, welche Schüler zu mündigen Bürgern heranbilden soll.
Das Gebot der Kontroversität zielt ebenfalls darauf ab, den Schülern freie Meinungsbildung zu ermöglichen. Der Lehrende muss ein Thema kontrovers darstellen und diskutieren können, wenn es in der Wissenschaft oder Politik kontrovers erscheint.
Das Prinzip Schülerorientierung soll den Schüler in die Lage versetzen, die politische Situation der Gesellschaft und seine eigene Position zu analysieren und sich aktiv am politischen Prozess zu beteiligen sowie „nach Mitteln und Wegen zu suchen, die vorgefundene politische Lage im Sinne seiner Interessen zu beeinflussen.“
Es grüßt,
Ihr Pierre Lamely
Kreisvorsitzender
[1] https://www.focus.de/regional/hessen/kritik-von-gewerkschaft-schulleiterin-bei-corona-demo-gewerkschaft-nennt-sie-nicht-mehr-glaubwuerdig_id_41171313.html
[2] https://www.osthessen-zeitung.de/einzelansicht/news/2022/januar/schulamt-vorwuerfe-gegen-fuldaer-schulleiterin-nicht-bestaetigt.html
[3] https://www.fuldainfo.de/teilnahme-an-demo-gegen-corona-politik-hat-fuldaer-oberstudiendirektorin-unmoralisch-gehandelt/